Kleitophon (Dialog)

Der Anfang des Kleitophon in der ältesten erhaltenen Handschrift: Paris, Bibliothèque Nationale, Gr. 1807 (9. Jahrhundert)

Der Kleitophon (altgriechisch Κλειτοφῶν Kleitophṓn, latinisiert Clitopho) ist ein kurzer literarischer Dialog in altgriechischer Sprache, der im 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. verfasst wurde. In der Antike galt er als Werk des Philosophen Platon, doch in der modernen Forschung ist diese Zuschreibung umstritten. Zahlreiche Altertumswissenschaftler halten ihn nicht für ein authentisches Werk Platons, doch andere befürworten die Echtheit oder ziehen sie zumindest in Betracht. Der Kleitophon gilt als rätselhaft; über die Absicht, die der Verfasser verfolgt hat, gehen in der Forschung die Meinungen auseinander.

Den Inhalt bildet ein fiktives Gespräch des Philosophen Sokrates mit seinem Schüler Kleitophon, nach dem der Dialog benannt ist. Erörtert werden die Fragen, welchen Bezug zur Lebenswirklichkeit das philosophische Tugendideal hat, wie man für das Wohl der Seele sorgen und zu welchem Zweck Gerechtigkeit praktiziert werden soll. Kleitophons Verhältnis zu seinem Lehrer ist zwiespältig. Einerseits bewundert er ihn, da Sokrates auf überzeugende und ergreifende Weise für Gerechtigkeit eintritt, andererseits missfällt ihm, dass dabei nur von allgemeinen Grundsätzen die Rede ist und die konkrete Umsetzung, das eigentliche Ziel des Bemühens um Ethik, unklar bleibt. Daher glaubt Kleitophon, Sokrates könne oder wolle nur zur Tugend mahnen, nicht aber zu ihrer Verwirklichung anleiten. Eine Erwiderung des Sokrates auf diesen Vorwurf seines Schülers bleibt aus.


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